"Auf einem guten Weg"

Interview mit Präsident Thomas Sagel

Im November 2021 hat der Aufsichtsrat des SCP07 Thomas Sagel als Präsidenten berufen. Ein Jahr danach blickt Sagel im Interview mit SCP07.de auf das erste Jahr seiner Amtszeit zurück. Darüber hinaus gibt er Einblicke in den geplanten Ausbau der sportlichen Infrastruktur und die aktuelle Suche nach einem Sportdirektor.

Herr Sagel, Sie sind seit einem Jahr Präsident des SC Paderborn 07. Macht Ihnen die Aufgabe nach wie vor Freude?
Die Aufgabe erfüllt mich und ich bin dankbar, dass ich dieses anspruchsvolle Amt übernommen habe. In Präsidium und Wirtschaftsrat habe ich großartige Mitstreiter an meiner Seite. Die Aufgaben sind sehr vielfältig, weshalb eine gute Aufteilung in den Gremien sehr sinnvoll ist. 

Neben Ihrem Amt als Präsident des SC Paderborn 07 sind Sie Vorsitzender des Sportausschusses. Wie fällt Ihr Fazit zur Hinrunde aus?
Unter dem Strich steht mehr als die reine Platzierung. Wir sind ausgezeichnet in die Saison gestartet, unser USA-Trainingslager hat sich dabei als sehr gute Maßnahme erwiesen. Die Neuzugänge konnten wir schnell integrieren und wir haben gerade bei der Betrachtung einzelner Spieler tolle Entwicklungen zu verzeichnen. Mit 35 Treffern hat unsere Mannschaft die meisten Tore in der Liga geschossen und spektakuläre Siege in der Home Deluxe Arena gelandet. Wir wollen zudem den Sieg im DFB-Pokal gegen Werder Bremen nicht vergessen. Natürlich gehört auch in die Bilanz, dass uns zum Ende etwas die Luft ausgegangen ist. 

Woran liegt es, dass die jüngsten Spiele in der 2. Bundesliga nicht mehr optimal gelaufen sind?
Wir sollten das große Ganze nicht ausschließlich unter dem aktuellen Eindruck beurteilen. Unsere junge Mannschaft macht aktuell die Erfahrung, dass es zu den Königsdisziplinen gehört, nach Rückschlägen den Glauben in die eigenen Fähigkeiten zu behalten. Schwierige Phasen durchläuft jedes Team. Den Unterschied machen diejenigen, die möglichst schnell zu ihren Abläufen und zu ihrer Sicherheit zurückfinden. Für uns ist das ein wichtiger Lernprozess. 

Wie sehr schmerzt die Niederlage gegen Bielefeld, die zu diesem Zeitpunkt als Tabellenletzter nach Paderborn anreisten?
Da bemühe ich mich gar nicht um Ausreden, ein Vergleich gegen die Arminia ist emotional immer etwas Besonderes. Natürlich bin ich sehr enttäuscht. Aber auch diese Partie lässt sich nicht völlig losgelöst von der Saisonphase bewerten. Was uns im ersten Saisonabschnitt noch leichtgefallen ist, hat zuletzt selten funktioniert. Ich bin da ganz bei unserem Mannschaftskapitän Ron Schallenberg. Jetzt geht es darum, ohne Welle gegen den Trend zu arbeiten. 

Sie haben das Trainingslager in den USA in der Saisonvorbereitung angesprochen. Welche Bedeutung hat diese Reise für Sie aus heutiger Perspektive?
Das USA-Trainingslager war ein großartiges Erlebnis. Ganz unbestritten war diese Maßnahme ein wesentlicher Beitrag für den Aufbau und die Festigung unserer mannschaftlichen Struktur. Dieser Rahmen hatte aber auch über die Mannschaft hinaus integrative Wirkung. In der Delegation waren Mitarbeitende aus allen Bereichen, Sponsoren und Vertreter unserer Gremien. So haben wir unseren Club als Marke in einem neuen Markt sehr gut präsentiert. 

Wie bewerten Sie die langfristige Entwicklung der Mannschaft und ihre Perspektiven?
Wir haben eine klare Spielidee, die wir konsequent auf den Platz bringen. Es ist uns gelungen, die Mannschaft in ihrer Zusammensetzung besser zu machen und taktisch auf ein höheres Niveau zu heben. Wir haben in den vergangenen beiden Spielzeiten gut 2,5 Millionen Euro von der DFL für den Einsatz von U23-Spielern erhalten und belegen damit einen Platz im vorderen Drittel beider Profi-Ligen. Das ist ein klarer Hinweis auf die zentrale Idee unserer Kaderplanung. Wir wollen junge Spieler verpflichten und sie bei uns weiterentwickeln. Ich bin überzeugt davon, dass wir in den vergangenen Jahren viel Werbung für den "Fußball made in Paderborn“ machen konnten. Davon werden wir auch in Zukunft profitieren. 

Auch bei den Zuschauern gibt es einen Aufwärtstrend. Woran machen Sie das fest?
Unser Stadion hat eine Kapazität von 15.000 Plätzen, die Auslastung liegt in dieser Saison bei gut 75 Prozent. Auch hier gibt es Steigerungspotenzial, doch wir sind auf einem guten Weg. Die positive Entwicklung ist in erster Linie auf die Leistungen der Mannschaft zurückzuführen, gerade in den Heimspielen treten wir deutlich besser auf als im Vorjahr. Aber die Logik funktioniert auch andersherum: Die Mannschaft profitiert sehr von der Unterstützung durch die Zuschauer. 

Apropos Stadion: Wie geht es beim Ausbau der sportlichen Infrastruktur des Vereins voran?
Das ist ein laufender Prozess, der nie abgeschlossen sein wird. Es ist ein zentraler Anspruch, unserer Lizenzmannschaft und der Nachwuchsarbeit beste Bedingungen zu bieten. Hier sind ständige Anpassungen unablässig. In der Planung ist unter anderem der Bau zweier neuer Trainingsplätze. Das Gleiche gilt für den Stadionbesuch. Wer zu uns kommt, soll mit einem besonderen Erlebnis belohnt werden, nicht nur sportlich. 
  
Nach dem Weggang von Fabian Wohlgemuth müssen Sie die Position des Sportdirektors neu besetzen. Wie ist hier der aktuelle Stand?
Wir haben eine Vielzahl von Bewerbungen bekommen, was die Attraktivität unseres Vereins unterstreicht. Derzeit führen wir viele Gespräche, um die von uns ausgewählten Kandidaten besser kennenzulernen. Schließlich muss der nächste Geschäftsführer Sport ebenso gut zum SCP07 passen. Da geht es nicht nur um fachliche Qualitäten. Aber wir haben keine Eile, denn mit Robin Trost als Leiter der Lizenzspieler-Abteilung haben wir eine hervorragende Interimslösung. Gründlichkeit geht also vor Schnelligkeit! 

Das Jahr neigt sich dem Ende. Worin sehen Sie aktuell den Schwerpunkt Ihrer Präsidentschaft?
Gemeinsam mit meinen Mitstreitern in den Gremien möchte ich dem SC Paderborn 07 ein unverwechselbares Profil geben. Im Blickpunkt steht dabei der Sport: Es geht um guten, ehrlichen und unterhaltsamen Fußball. Jeder, der zu uns ins Stadion kommt, soll mit einem besonderen Erlebnis belohnt werden. Gleich danach kommt das Miteinander, wir entwickeln unsere Stärke vor allem in der Gruppe. Für diesen Zusammenhalt und für diese Identität stehe ich als Präsident. Wir werden uns auch in Zukunft von Zeit zu Zeit neu erfinden müssen. Auch das können wir!